Bericht aus dem Pfarrjournal 'Gemeinsam unterwegs'
11.19 - von Maria Niermann
Der erste Eindruck zählt! Das weiß doch Jeder. Natürlich auch Diakon Stephan Börger. Er wusste allerdings nicht, wen er da vor sich hatte, als Anfang Juli ein Fremder in den Pfarrgarten schaute.
Stephan Börger fragte freundlich, ob er helfen könne und wünschte dem Fremden dann einen guten Aufenthalt in Olfen.
Da bewies der Diakon prophetische Fähigkeiten. Denn bei diesem Fremden handelte es sich um Pfarrer Ulrich Franke, dem nun die gesamte Vitus-Gemeinde einen guten Aufenthalt in Olfen wünscht. Er war es, der bei seiner ersten Stippvisite in Olfen einen Blick in den Pfarrgarten geworfen hatte. Er wollte sich einen Eindruck von der Kirche, vom Pfarrhaus nebst Garten, vom Ortskern, von den Wohngebieten, von Vinnum und von der Infrastruktur machen.
Gute zwei Monate später fand dann ein Gespräch mit Kirchenvorstand und Pfarreirat statt. Seitdem ist klar: Nach dem Weggang von Pfarrer Dieter Hogenkamp wird Ulrich Franke neuer Pfarrer der Vitus-Gemeinde. Am 15. Dezember, dem 3. Advent, wird der Einführungsgottesdienst um 10:30 Uhr stattfinden.
Bücher, Kunst und Musik
Diesen neuen Pfarrer wollen wir kennenlernen und besuchen ihn im Pfarrhaus von St. Agatha, unweit von Dorstens Fußgängerzone.
Der Neue empfängt die GU-Redaktionsmitglieder Maria Niermann und Christoph Reinkober aus Olfen in dem kombinierten Arbeits-, Wohn- und Sitzungsraum. Und dieser Raum sagt schon einiges über Ulrich Franke aus: Bücher über Bücher, an den Wänden Gemälde, darunter ein Original von George Braque, über dem Schreibtisch eine griechische Ikone, an der Wand lehnt seine Gitarre, an anderer Stelle eine Musikanlage. Wir sitzen in der Couchecke. Es soll ein lebhaftes, offenes, intensives Gespräch werden. Ein Gespräch über Vergangenes, aber insbesondere über die Zukunft in Olfen, ein Gespräch über Seelsorge.
Pfarrer Franke verlässt eine Gemeinde mit 10.500 Mitgliedern und eine Stadt mit 70.000 Einwohnern. Obwohl er seit 25 Jahren in der Dorstener Gemeinde tätig ist, waren sicherlich die letzten zehn Jahre prägend. Im Jahr 2009 fusionierten vier Gemeinden mit vier Kirchen zu einer Großgemeinde. Diesen Fusionsprozess begleitete Pfarrer Ulrich Franke und wurde schließlich leitender Pfarrer der neuen Großgemeinde Sankt Agatha. „Das hat unglaublich viel Kraft gekostet und Zeit gefressen“, sagt er im Gespräch. „Und eine so große Pfarrei nimmt auch die Möglichkeit zu direkten Kontakten“. Das bedauert er offensichtlich. Es sei schwer, innerlich zur Ruhe zu kommen, wenn so viele Dinge zu tun seien. „Vor der Fusion haben wir in der Gemeinde so viele Ideen gesponnen – das brach alles weg.“
Denken und Handeln im Lebensumfeld der Menschen
Und nun also Olfen: eine Gemeinde mit 7.000 Katholiken, ein Ort mit 12.000 Einwohnern. „Was mir bei meinem ersten Besuch direkt positiv aufgefallen ist, war die offene Kirche. Das gefällt mir!“ Diese frisch renovierte Kirche, das beeindruckende Pfarrhaus mit dem Garten, nebenan das Pfarrheim, das sei optimal. Und dann die Grundschule in direkter Nachbarschaft, auch das gefällt ihm sehr. „Diese kurzen Wege: die machen doch eine gute Zusammenarbeit so viel einfacher“.
Insgesamt ist Olfen überschaubarer, ruhiger, das sei für ihn optimal. „Mit 61 Jahren werde ich ja nun älter“, meint er. „Aber – keine Sorge – es ist für mich keine Ruhestands-Pfarrei.“ Ulrich Franke freut sich darauf, sich viel mehr auf die Seelsorge konzentrieren zu können, als das in der großen Gemeinde in Dorsten möglich war. Er möchte die Menschen dort abholen, wo sie leben, in ihrem Umfeld: in der Familie, in ihrem Wohngebiet, bei der Arbeit, in der Schule. „Seelsorge heißt für mich sehen, denken und handeln im Lebensumfeld der Menschen. Das fehlt unserer Kirche häufig. Sie hat den Kontakt zur Lebenswirklichkeit verloren. Denn nur wenn wir die Menschen in ihrem Lebensumfeld sehen, erleben und verstehen, können wir mit ihnen in Kontakt kommen.“
Lebendiges Seelsorgeteam
Inzwischen war er einige Male in Olfen. Im Gespräch stellt sich auch heraus, dass er von Dorsten aus das Treiben seiner neuen Gemeinde verfolgt. „Sie haben doch jetzt gerade das Erntedankfest bei Brömmelkamp gefeiert!“ So hat er sich schon ein Bild gemacht, von seiner neuen Heimat: „Es ist viel los in Olfen“, sagt er. „Ich kann in Olfen mit einem lebendigen Seelsorgeteam zusammenarbeiten. Es gibt viele Initiativen. Ich denke, in Olfen wird es gut möglich sein, Menschen anzusprechen und für Dinge zu begeistern.“ Er geht davon aus, dass gute Dinge gemeinsam weitergeführt werden sollten, aber auch neue entwickelt werden können. „Ein: ‚Hoppla: Hier komme ich‘, wird es nicht geben. Die Dinge sollen sich entwickeln.“
Schwerpunkt Seelsorge
So sieht Pfarrer Ulrich Franke die Schwerpunkte seiner seelsorgerischen Tätigkeit:
Blick auf die Schwachen: „Wir sollten Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, am Rande stehen, im Blick behalten“.
Junge Familien, junge Erwachsene, Kinder und Jugendliche: „Wir sollten verstehen, wie jungen Menschen ticken und darauf eingehen. Junge Menschen haben eine religiöse Sehnsucht. Die Kirche sollte sich nicht wundern, dass sie bei uns einen Ort für diese Sehnsucht suchen.“
Feier des Gottesdienstes: „Ein Gottesdienst kann sehr still sein, er kann meditativ sein, er kann traditionell sein - er kann aber auch lebendig, laut und modern sein“.
Experimentelles in der Kirche: Kultur, Musik, darstellende Kunst in der Kirche – Pfarrer Ulrich Franke möchte Berührungspunkte mit moderner Kunst schaffen.
Musik in der Kirche: Auch Musik könne traditionell und experimentell sein. „Musik bringt etwas in den Köpfen und Seelen in Bewegung. Das sollten wir nutzen. Viele Menschen gehen nicht regelmäßig zur Kirche, aber solche Dinge wie Kunst und Musik in der Kirche schafft Berührungspunkte.“
Auch der Pfarrgarten soll wieder belebt werden. Ein Garten könne eine kleine Oase zur Erholung sein, ein Ort zum Auftanken. Ein offener Garten biete aber auch die Möglichkeit zu einer anderen Form der Begegnung. Mit einem großen Garten hat Pfarrer Franke Erfahrung. In Dorsten lehnte das Kreuz der Dorstener Pfadfinder im Pfarrgarten und eine große Feuerstelle zeugte von gemütlichen Abenden.
„Wir dürfen in diesem Gespräch und bei den Gedanken über Seelsorge die Gottesnähe nicht vergessen“, erinnert der neue Olfener Pfarrer am Ende des Gespräches. „Denn viele Menschen sind auf der Suche, und beides - Stille und Gemeinschaft - suchen Menschen in Zusammenhang mit Gott.“
ZITAT
„Seelsorge bedeutet sehen, denken und handeln im Lebensumfeld der Menschen“
So, 15.12.19 - Einführung Pfr. Ulrich Franke
"Herzlich willkommen in unsere Pfarrgemeinde St. Vitus und St. Marien!"
Ein sehr festlicher und berührender Einführungsgottesdienst mit anschließendem Empfang im Haus Katharina.
15.12.19
Fotos: CHR
Angekommen
Liebe Schwestern und Brüder in der Pfarrei,
am Sonntag begann nach dem Verlesen der Ernennungsurkunde durch Dechant Schneider mein Dienst als Pfarrer von St. Vitus und – nicht zu vergessen! -mit der Gemeinde St. Marien in Vinnum. Es war ein lebendiger und froher Gottesdienst. Das war er, weil Herzlichkeit und Willkommenseinstellung bei Ihnen und bei Euch überall zu spüren war. Dankeschön dafür und danke allen, die dieses schöne Fest in der Kirche und im Haus Katharina vorbereitet, organisiert und durchgeführt haben! Ein herzliches Dankeschön auch an alle Gemeindemitglieder, die in Hülle und Fülle ihre leckeren Plätzchen für den Empfang gespendet haben. Am Abend des Tages dachte ich: Angekommen. Wenn es stimmt, dass der erste Schritt entscheidend ist, sehe ich zuversichtlich in die Zukunft. Ich denke: Viele von Euch tun es auch. So freue ich mich auf das erste Weihnachtsfest in Olfen mit Ihnen und mit Euch und das erste Jahr in dieser schönen kleinen Stadt.
Liebe Grüße
Ulrich Franke, Pfarrer
20.12.19
Pfarrer Ulrich Franke
An der Vehme 3
46282 Dorsten
Telefon: (0 23 62) 1 20 14 - 13
Seit 1994 bin ich Pfarrer an St. Agatha, davon seit 2009 leitender Pfarrer der aus den 4 Gemeinden südlich der Lippe fusionierten neuen Pfarrei St. Agatha.
Geboren bin ich 1958 in Münster. Dort verbrachte ich auch Kindheit und Jugend.
Nach dem Abitur studierte ich Theologie in Münster und Freiburg.
Mein Diakonatsjahr absolvierte ich in St. Martinus, Geldern/Veert.
Nach der Priesterweihe war ich jeweils vier Jahre Kaplan in St. Vincentius, Dinslaken und St. Georg Bocholt.
Seit 2009 bin ich neben meiner Pfarrertätigkeit Dechant des Dekanates Dorsten.
Ich singe und spiele gerne Gitarre. (Lesen, Musik und Kunst sind für mich neben lebendigen menschlichen Kontakten nicht nur Hobbies, sondern grundwichtig.)
Meine Arbeits-Schwerpunkte:
Als Pfarrer bin ich zusammen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern verantwortlich für die Pastoral und Verwaltung der Pfarrei und daher im Pfarreirat, Kirchenvorstand (Vorsitz) und im Gemeinde-Ausschuss St. Agatha tätig.
Seelsorge, die Begleitung von Menschen in verschiedenen Lebens-Situationen und im Glauben ist m. E. priesterliche Hauptaufgabe. Daraus ergeben sich folgende Schwerpunkte:
von dem Internetauftritt St. Agatha Dorsten übernommen