Pater Rajakumar Mathias

Zur Erläuterung:

Mathias ist der 'Vatersname', Rajakumar der Vorname!

Ab dem 14.02.16 ist Pater Rajakumar in der Pfarrgemeinde St. Vitus in Olfen tätig.

Pater Rajakumar stammt aus dem südindischen Madras und gehört dem Orden Missionare des Heiligen Franz von Sales (MSFS) in Indien an. Bereits im Alter von 16 Jahren war er ins Priesterseminar eingetreten.

 

Von Oktober 2012 bis Januar 2016 war er in der Funktion eines Kaplans in St. Dionysius Rheine tätig. Aus dieser Zeit kennen sich Bernhard Lütkemöller und Pater Rajakumar bereits.

 

Pater Rajakumar wird in der Vitus-Gemeinde eine halbe Kaplanstelle einnehmen. Zudem wird er sich an seine Doktorarbeit begeben. Er wird beim namhaften Theologen Dr. Thomas Söding an der Universität Bochum über ein Thema aus dem neuen Testament promovieren.

 

Gemäß der Bischöflichen Urkunde ist Pater Rajakumar zum Kaplan an St. Vitus ernannt.

Damit ist er Mitglied im Kirchenvorstand, im Pfarreirat und im Seelsorgeteam.

 

HPD


Abend mit indischen Priestern

Mo, 23.10.23 - 18:00 Uhr - St. Vitus

Etwa 13 Mitbrüder von Pater Rajakumar, alle im Missionsorden vom hl. Franz von Sales, sind bereits etliche Jahre in Deutschland tätig. Auf Einladung von P. Rajakumar feiern sie mit uns die Eucharistie in St. Vitus, in der sie auch über ihre Arbeit wie über ihre Sicht auf Deutschland und die deutsche Kirche sprechen werden.

Alle Gemeindemitglieder sind herzlich zu diesem Gottesdienst eingeladen, mit anschließendem Beisammensein in der Kirche, wo wir miteinander ins Gespräch kommen können. Das wird sicher nicht nur ein beeindruckendes Erlebnis von Weltkirche, eine feierliche Messe, sondern auch ein interessanter Impulsabend.

22.09.23


Eine Reise durch Indien

Fotomontage: CHR
Fotomontage: CHR

So, 23.04.23 - 19:00 Uhr - Haus Katharina

Begleiten Sie uns auf eine atemberaubende Reise durch die pulsierende und farbenfrohe Welt Indiens! Erleben Sie unsere abenteuerliche und augenöffnende Reise hautnah beim Filmabend "Increbible India".

Lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen, Indien mit uns zu entdecken.

Wir freuen uns auf eine gemeinsame Reise mit Ihnen

Pater Rajakumar Mathias 

und

Christoph Reinkober

22.03.23


Predigt- Ostersonntag - C - 2019 

Liebe Schwestern und Brüder im gemeinsamen Glauben,

mit dem Thomas in unserem Evangelium ist das eine ganz merkwürdige Geschichte. Wenn man den Thomas verstehen will, muss man zunächst einmal verstehen, was der Karfreitag für die Apostel bedeutet hat. Der Thomas hat wie die anderen alles auf eine Karte gesetzt und ist Jesus nachgefolgt. Und wenn dieser miterleben muss, dass Jesus wie ein Verbrecher ans Kreuz gehängt wird, dann bricht auf einmal eine Welt zusammen. In dieser Situation kommt Thomas am Ostertag abends mit seiner zerbrochenen Hoffnung zu den anderen Aposteln. Er macht die Tür auf und sieht, wie sie da singen und tanzen, wie sie Mahl miteinander feiern. Und er versteht das einfach nicht. Die anderen sagen ihm: Jesus ist hier gewesen. Er hat es uns gesagt, dass er lebt. Er ist uns begegnet. Aber Thomas kann das einfach nicht glauben.

 

Ich vermute, die meisten von uns werden irgendwann im Leben einmal in so eine Glaubenskrise kommen. Es sind nicht die Schwächlinge, sondern gerade die, die es mit Gott ernst meinen, die alles auf Jesus gesetzt haben. Dann zweifelt man auf einmal alles an: Ob es wirklich stimmt, dass es einen lebendigen Gott gibt? Und es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn man in so eine Glaubenskrise kommt. Aber wenn wir in einer solchen Krise sind, dann können wir von Thomas ein paar entscheidende Dinge lernen, um wieder aus dieser Krise heraus zu kommen.

 

Ein Erstes: Als bei Thomas alles zusammengebrochen war, hat er einen entscheidenden Fehler gemacht: Er hat sich abgesetzt von der Gemeinschaft der anderen. Als Jesus kam, war er einfach nicht da. Und das machen auch viele heute: Wenn Menschen in eine Glaubenskrise kommen, dann ist meistens der erste Schritt, dass man sich aus der Gemeinde zurückzieht. Vorher ist man aktiv gewesen, hat überall mitgemacht. Und plötzlich kommt dann so eine Haltung auf: damit muss ich erst einmal alleine fertig werden. Aber glauben Sie mir, in dieser Situation braucht man die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern dringender denn je. Und in diesem Zusammenhang ist es auch keine gute Entwicklung, wenn sich Menschen so schnell vom Sonntagsgottesdienst zurückziehen. Dann sagen sie: „Das bringt mir ja nichts, das ist langweilig, immer dasselbe.“ Ja gut, mag sein, dass dir der Gottesdienst nichts bringt, dass er langweilig ist. Aber möglicherweise verpasst du die Chance, dass Jesus dir begegnet.

 

Ein Zweites: Wenn du in eine Glaubenskrise kommst, und dir alles so fragwürdig erscheint, dann halte an Jesus fest, denn er hält auch an dir fest, und er lässt dich nicht hängen. Als Thomas wieder mit den Aposteln zusammen ist, und als Jesus kommt, hat er dem Thomas keine Vorwürfe gemacht: „Wo bist du letzte Woche gewesen?“ Er hat ihm auch nicht gesagt: „Warum hast du den anderen nicht geglaubt?“ Nein, er nimmt den Thomas mit seinen Fragen, Zweifeln und mit seiner Not ganz ernst. Er geht auf Thomas zu und sagt ihm: „Thomas, du wolltest mich doch anfassen. Hier sind meine Hände, hier ist meine Seite. Ich bin es wirklich.“ Glauben Sie mir, Jesus verurteilt einen Menschen nicht, wenn der Glaube angezweifelt wird, wenn man Schwierigkeiten im Glauben bekommt.

Und schließlich ein Drittes, was wir von Thomas lernen können: Wie ist denn Thomas zu einem freudigen Glauben gekommen? Thomas hat Jesus überhaupt nicht angefasst. Jesus hat es ihm zwar angeboten, aber er fasst ihn gar nicht an. Er geht auf die Knie und sagt: Mein Herr und mein Gott! Was ist denn da eigentlich passiert? Das ist nicht leicht zu erklären. Woher wusste Jesus eigentlich, dass Thomas ihn anfassen wollte? Das hatte er ja nur den anderen Jüngern erzählt, aber nicht Jesus. Und nun sagt ihm Jesus auf den Kopf zu, als er herein kommt: „Du wolltest mich doch berühren. Bitte!“ Das ist die Weise, wie Jesus einem Menschen auch heute noch begegnet: Dass man sich plötzlich von Gott bis ins tiefste Herz durchschaut fühlt, und gleichzeitig nicht weggestoßen, sondern angenommen. Ich habe das selber sehr oft erlebt in der Weise, dass Gott mich durch ein Wort der Heiligen Schrift bis ins Tiefste getroffen hat, wenn ich es gelesen habe oder wenn ich eine Predigt gehört habe. Und ich fühlte mich bis ins Innerste durchschaut, aber gleichzeitig angenommen. Wer das erlebt, der erfährt Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus.

Amen.


Predigt - Misereor Sonntag 2018

Liebe Schwestern und Brüder in Jesus Christus,

vor vier Wochen hat die Fastenzeit begonnen. Uns wurde als Erinnerung an unser zerbrechliches Leben und unseren unausweichlichen Tod ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Es ist ein Zeichen für unsere Bereitschaft, umzukehren und uns Gott zuzuwenden, damit wir Erlösung von der Sünde erlangen und zugleich ein Aufruf an uns, daran zu glauben, dass wir die rettende Gnade und das ewige Leben im Evangelium von Jesus Christus finden können.

 

In der heutigen ersten Lesung haben wir gehört, dass uns Gott – wie der Prophet Jeremia bereits 600 Jahre vor Jesu Geburt vorausgesagt hat – seine Liebe und Barmherzigkeit trotz unserer Sünden gewährt. Jeremia verkündete damals, dass Gott bald mit dem Volk Israel einen neuen Bund schließen würde, der die Beziehung Gottes mit Israel dramatisch verändern würde.

 
Als die frühen christlichen Gemeinden mittels der mündlichen Überlieferungen, die ihnen im Licht des Osterglaubens weitertradiert worden waren, und später in den Evangelien vom Leben Jesu, seinem Leiden, seiner Kreuzigung, seinem Tod und seiner Auferstehung erfuhren, verstanden sie, dass sich die Prophezeiung des Jeremia endlich in der Person Jesu und seiner Sendung erfüllt hatte.

 

Jesus ist für uns gestorben
Im heutigen Johannesevangelium steht das Leiden und der Tod Jesu am Kreuz im Mittelpunkt als die Heilstat, die die Erlösung der Menschheit ermöglichte. Das Leiden Jesu, seine Kreuzigung und sein Tod zur Vergebung der Sünden und Erlösung der Menschen werden als seine Stunde der Herrlichkeit beschrieben.

 

Die Leiden Christi verkörpern alle Prüfungen, Nöte und Schmerzen, die wir Menschen in unserem Leben erdulden müssen. Während wir die Fastenzeit beenden und die Karwoche und Ostern immer näher rücken, werden wir Gläubigen nachdrücklich daran erinnert, dass unser Leiden uns auf die Erfahrung eines neuen Lebens in Jesus Christus vorbereitet, das in Wirklichkeit der neue Bund zwischen uns und unserem geliebten Gott ist.

 

Bündnis zwischen Menschheit und Umwelt
Auch im heutigen Kontext, in dem Umweltzerstörungen und die unkontrollierte Verschmutzung unserer von Gott gegebenen natürlichen Ressourcen wie Wasser, Luft und Erde zunehmen, erinnert uns Gott immer wieder an seinen neuen Bund. Davon spricht Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si’. Er nennt ihn „Bündnis zwischen der Menschheit und der Umwelt“. In Laudato si’ sagt der Heilige Vater außerdem, dass wir in diesem Zusammenhang kontinuierliche Umwelterziehung und Bewusstseinsbildung brauchen. „Viele wissen, dass der gegenwärtige Fortschritt und die bloße Häufung von Gegenständen und Vergnügen nicht ausreichen, um dem menschlichen Herzen Sinn zu verleihen und Freude zu schenken, doch sie fühlen sich nicht fähig, auf das zu verzichten, was der Markt ihnen bietet.“

 

bevölkerungsreiches Indien
In Indien, einem Land mit einer sehr großen Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen, besteht die Gefahr, dass das ganze Land in eine marktbasierte Wirtschaft umgewandelt wird: das Konsumverhalten wird verstärkt und die Menschen werden zu Sklaven des marktorientierten Lebens.

 

Viele multinationale Unternehmen haben erkannt, dass Indien einen riesigen potenziellen Absatzmarkt darstellt. Da sie ihre Geschäftsziele energisch verfolgen wollen, überschwemmen sie den indischen Markt mit ihren zahlreichen Produkten und verlocken uns dazu, diese Waren zu kaufen, auch wenn wir sie eigentlich gar nicht benötigen. Gleichzeitig sind in den sehr wohlhabenden Ländern wie Deutschland die Menschen „in einem Kontext außerordentlich hohen Konsums und Wohlstands aufgewachsen“, wie es in Laudato si’ heißt (LS 209). Folgen wir dem neuen Bündnis Gottes – denken wir daran, dass unsere von Gott gegebenen Ressourcen rasch knapper werden. Verpflichten wir uns, die biologische Vielfalt zu schützen. Machen wir uns als Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften eine ökologische Lebensweise zu Eigen. Sparen wir Wasser und Energie, um den kommenden Generationen Zukunft zu ermöglichen. Dies ist ein Aufruf für Indien und für Deutschland. In den wohlhabenden Ländern sind die Armut der Schwestern und Brüder und die Umweltzerstörung nicht immer im Blick. Die Gleichgültigkeit einzelner, der Politik und Wirtschaft hier wie dort, kann nicht hingenommen werden. Wir in Indien hoffen darauf, dass Sie in Deutschland uns unterstützen, umweltfreundlich und sozial gerecht zu wirtschaften. Mit Ihrer Spende helfen Sie, Initiativen aus der indischen Bevölkerung zu unterstützen.

 

verantwortungsvolle Erziehung
Eine an den Kontext angepasste Umwelterziehung ist sowohl wichtig für die wohlhabenden westlichen Länder als auch für den von Not geprägten globalen Süden. „Die Bereiche, in denen die Erziehung stattfindet, sind verschieden: die Schule, die Familie, die Kommunikationsmittel, die Katechese und andere“, sagt der Heilige Vater in Laudato si’. Gute Erziehung sät den Samen, wenn wir noch jung sind, und trägt dann während unseres ganzen Lebens Früchte.

 

Papst Franziskus bittet jeden Einzelnen darum, aufmerksam zu sein, da, wie er schreibt, „alle christlichen Gemeinschaften bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle zu erfüllen haben. Eine Erziehung, die eine verantwortliche Genügsamkeit, eine dankerfüllte Betrachtung der Welt und Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt fördert.“

 

Möge der gute Gott uns weiterhin bei unseren Bemühungen inspirieren, seinem neuen Bund, der die Menschheit und unsere Mitwelt einbezieht, zu folgen.

 

Pater Rajakumar Mathias

 


Predigt - Wallfahrt Haltern

Jahr der Barmherzigkeit

Die Lästigen geduldig ertragen

 

Während ich mich auf die heutige Wallfahrt vorbereitet habe wurde mir bewusst, wie sehr mich - und vielleicht auch uns alle - dieses Thema „Die Lästigen geduldig ertragen“ in unserem Alltag und unserem Leben betrifft.

 

Es ist unglaublich, wie oft uns Menschen begegnen, die uns auf die eine oder andere Weise lästig sind. Lästig sind uns z.B. die Menschen, die uns Dinge erzählen, die wir gar nicht wissen wollen oder die uns nichts angehen.

 

Manche Menschen breiten ihre Probleme vor uns aus und dabei finden sie beim Erläutern des Problems oder beim Lamentieren über die Situation einfach kein Ende und werden uns dadurch lästig.

Wieder andere zwingen uns ihre Meinung auf, lästern über andere oder wissen sowieso alles besser.

Und zu guter Letzt sind uns Menschen lästig, die uns durch ihr Tun herausfordern, weil sie uns dadurch auf die Nerven gehen.

 

Ehrlich gesagt habe ich kein Patentrezept und keine Lösung für dieses Problem. Aber ich habe mir so meine Gedanken gemacht und habe einige für mich wichtige Punkte herausgearbeitet:

 

Unsympatisch - lästig

Ein erster Punkt ist die Tatsache, dass ich gut unterscheiden muss zwischen den Menschen, die ich wirklich nicht leiden kann, die mir unsympathisch sind und die gar nicht auf meiner Wellenlänge liegen und den Menschen, die mir lästig sind.

 

Zu Menschen, die ich nicht leiden kann, ist es meist nur schwer möglich, einen persönlichen Zugang zu finden. Da fehlt die Verbindung und etwas in meinem Herzen ist verhärtet.

 

Anders verhält es sich bei Menschen, die mir lästig sind: Irgendwie mag ich diese Menschen oft sogar und ich will sie nicht aus meinem Leben ausschließen, aber ihr Verhalten bringt mich an eine Grenze.

 

So ist es - glaube ich - auch Jesus gegangen. Schaut man in die Bibel, so erkennt man klar, wen Jesus hart angeht und bei wem er nachsichtig ist.

 

Seine Jünger gehören zu denen, mit denen er immer wieder nachsichtig war. Ich vermute, dass sie Jesus manches Mal lästig waren, mit all ihrer Fragerei, mit ihrem Rangstreit und mit ihrem ‚wichtig sein wollen‘. Petrus ist das beste Beispiel dafür.

Wenn ich diese Unterscheidung getroffen habe, dann fällt es mir auch leichter, barmherzig zu sein.

Dabei spielt dann ein zweiter Punkt eine große Rolle.

 

Geduldig sein

Es geht nicht einfach darum, dass ich die Lästigen ertragen soll, sondern ich soll sie geduldig ertragen. Für mich liegt genau in dieser Geduld das Geheimnis der Barmherzigkeit.

 

Geduld heißt, dass ich etwas in Ruhe angehe und abwarten kann. Geduld hat etwas damit zu tun, dass ich ausharren kann, langmütig bin, etwas aushalte oder vielleicht sogar einfach nur ertrage.

 

Wenn ich die mir Lästigen geduldig ertrage, dann ändert diese Geduld etwas in mir. Die Geduld verlagert das Gewicht des Lästig­-seins. Der andere mag mir auf den ersten Blick noch immer lästig sein, keine Frage, aber wenn ich warten kann, wenn ich ausharren kann in der Gegenwart eines solchen Menschen und wenn ich ihn geduldig ertrage, ändert sich womöglich das Bild, das ich von diesem Menschen habe und damit verändert sich dann auch mein Verhalten ihm gegenüber.

 

Das Kreuz mittragen

Der dritte Gedanke, den ich hier anführen möchte, mag in Ihren Ohren vielleicht etwas gewagt klingen: Ich habe vorhin gesagt, dass ein Mensch, auch wenn er lästig ist, mein Herz berühren kann, wenn ich geduldig mit ihm bin, weil ich dann seine Not erkenne und weiß, dass er meiner Barmherzigkeit bedarf.

 

Mein Kopf hat diesen Gedanken weiter gedacht und ich habe mich gefragt, ob es auch sein kann, dass Gott es mir vielleicht sogar zumutet, diesem für mich lästigen Menschen zu begegnen. Nicht aus einer Gemeinheit heraus, sondern weil er es mir zutraut, die Last dieses Menschen mitzutragen, seine Not mitzutragen, wenn auch nur für den kurzen Augenblick, in dem ich ihm zuhöre und ihn nicht abweise.

Ja, genau in diesem Augenblick trägt der andere das Kreuz in seinem Leben nicht mehr alleine, sondern ich trage es mit. Wenn auch nur ein kleines Stück. So wird aus dem Lästig-Sein des anderen ein für mich geduldiges Er-Tragen.

 

Mein Beispiel und Vorbild ist hier ebenfalls Jesus. Er trägt mit uns unser Kreuz und nimmt es nicht selten ganz auf sich.

 

Schleifstein sein

Ein vierter Gedanke ist der, dass Gott solche Menschen gebraucht, damit ich mich selbst weiter entwickle.

Meine Bereitschaft mich selbst zu ändern ist oft gering, weil ich es mir in meinem Leben doch irgendwie bequem eingerichtet habe. Wenn ich einem lästigen Menschen begegne, begegne ich auch immer ein Stück weit mir selbst. Der andere bringt mit seinem Lästig-Sein in mir etwas zum Schwingen, wie auch immer das aussehen mag.

 

Aber offenkundig ist es eine Art Widerstand, der sich da in mir breit macht, und mit diesem Widerstand habe ich gleichzeitig die Chance, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Ich habe die Chance, mein Verhalten oder meine Einstellung zu ändern. So werden die lästigen Menschen für mich zu einem Schleifstein, der mich feilt und schleift, damit ich das werde, was ich in Gottes Augen eigentlich bin.

 

Und wenn ich ehrlich bin, so werde auch ich manchmal zum Schleifstein für andere, weil auch ich anderen lästig sein kann. Wenn ich das verstehe, dann kann ich den anderen, auch wenn er mir lästig oder eine Bürde ist, anders annehmen. Dann will ich sogar geduldig mit ihm sein, weil ich weiß, dass Gott mich durch ihn bewegt.

 

Barmherzig sein

Und der letzte Gedanke, den ich zu diesem Thema hatte, war der, dass ich keinen Grund habe, unbarmherzig zu sein. Egal wie lästig mir ein Mensch ist und egal, ob meine Geduld am Ende oder aufgebraucht ist, egal in welcher Konstitution ich mich befinde. Warum?

 

Jesus hat uns seinen Heiligen Geist als Begleiter versprochen. Eine der Früchte des Heiligen Geistes ist die Geduld, manchmal auch als Langmut bezeichnet. Warum also nicht auch Jesus mit ins Boot holen und ihn um seinen Geist bitten, wenn ich merke, dass es nicht weitergeht mit mir und dem anderen, wenn ich sein Lästig-Sein nicht mehr ertrage.

 

Jesus hilft uns immer. Und wenn ich das weiß, dann habe ich auch gar keine Ausrede mehr, unbarmherzig zu sein. Egal was.

 

Trotz dieser Gedanken weiß ich, dass ich wieder in die Situation kommen werde, in der mir ein Mensch lästig ist. Ich weiß, dass ich mich dann selbst wieder an das erinnern muss, was ich Ihnen nun gesagt habe und ich weiß, dass ich an mir selbst arbeiten muss. Und ich weiß, dass ich dabei vielleicht das eine oder andere Mal doch scheitern werde.

 

Aber ich glaube, dass es Gott wichtig ist, dass wir nicht aufgeben und leichtfertig sagen: ich schaffe das nicht. Barmherzigkeit hat nämlich die Eigenschaft, dass sie sich selbst nie aufgibt und deshalb dürfen wir sie auch nicht aufgeben.

 

Bleiben Sie dran.

Pater Rajakumar Mathias


Aus dem Orden ‚Missionare des heiligen Franz von Sales‘

Ruhr Nachrichten vom 26.03.16

Pater Rajakumar ist seit einigen Wochen als Kaplan in der St.-Vitus-Gemeinde tätig. Theo Wolters stellt den 37-Jährigen in einem Gespräch vor.

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Interview von Maria Niermann
Pfarrnachrichten 'Gemeinsam unterwegs' 2014

Es sind schon zwei sehr unterschiedliche Welten, die Pater Rajakumar Mathias kennt. Seine indische Heimat, das Priesterseminar, in das er mit 15 Jahren eintrat und mit 27 Jahren abschloss, der Gehorsam, den er als Missionar dem Orden des Heiligen Franz von Sales geschworen hat. Und auf der anderen Seite das offene und freie Leben der Katholiken in Deutschland, wo sich viele Katholiken nicht mehr den Gebote verpflichtet fühlen.

 

„Wie ist es denn für sie, wenn sie in der Woche vor nur wenigen Katholiken im Altarraum stehen?“ Pater Rajakumar Mathias findet es schade, dass es so ist. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Der Orden des Heiligen Franz von Sales hat mit dem Bistum einen Vertrag abgeschlossen, der beinhaltet, dass der Orden indische Priester ins Bistum Münster entsendet, um so dem Priestermangel entgegenzuwirken. Zurzeit hat der Orden achtzig Missionare nach Deutschland entsandt, 17 davon arbeiten in der Diözese Münster.

 

Die Pater bleiben grundsätzlich zehn Jahre lang in Deutschland. Es könne niemand sagen: … ich verlängere um einige Jahre, vielleicht weil es noch Aufgaben gibt, … vielleicht weil Dinge angestoßen worden sind, die noch beendet werden könnten. „Nein,“ sagt Pater Rajakumar, „die zehn Jahre sind gesetzt.“ Auch hier kommt der Gehorsam gegenüber dem Orden zum Ausdruck.

 

Für Pater Rajakumar heißt das, nachdem er Ende 2011 nach Deutschland gekommen ist, wird er bis 2021/22 bleiben. Nachdem er nach seiner Ankunft zunächst in Hamminkeln vier Monate lang die deutsche Sprache erlernt hatte, ging er nach Rheine, um dort als Kaplan zu arbeiten. Dort lernte er auch Pastor Bernhard Lütkemöller kennen. Ende 2015 verließ er Rheine und kam im Februar des darauf folgenden Jahres in die Vitus-Gemeinde nach Olfen, allerdings nur mit einer halben Stelle. Gleichzeitig promoviert er bei dem Theologie-Professor Dr. Thomas Söding an der Ruhr-Universität in Bochum. Er plant, in etwa drei Jahren seine Doktorarbeit fertig geschrieben zu haben.

 

Die Aufgabe eines Kaplans in der Gemeinde sieht er in der Assistenz des Pastors: Er übernimmt Gottesdienste, spendet Sakramente und ist auch in der Verwaltung der Gemeinde eingebunden. Das heißt für Rajakumar Mathias, dass die Teilnahme an Kirchenvorstands- und Pfarreiratssitzungen dazugehören.

Nachdem er nun seit knapp einem Jahr in Olfen lebt, kann er die Gemeinde ein wenig einschätzen. „Gegenüber Rheine ist es hier überschaubarer“, sagt er. „Es ist einfacher Menschen kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen.“ Der Inder lebt in einer Wohnung im Selken und macht sich jeden Morgen zwischen sieben und acht Uhr auf den Weg ins Pfarrhaus, um dort Pfarrer Lütkemöller und Pastoralassistent Johannes Telaar zur Laudis und zum anschließenden Frühstück zu treffen. „Pastor Lütkemöller sorgt für den Aufschnitt, Johannes und ich für die Brötchen. Und wenn Johannes in der Schule unterrichten muss, treffen wir uns eben ein wenig früher.“ Das hört sich nach einer guten Tradition an, die der Männerrunde offensichtlich Spaß macht.

 


Unterstützung nach dem Wirbelsturm

Wiederaufbau nach Wirbelsturm Gaja

Der Wirbelsturm Gaja zerstörte Ende 2018 die Heimatstadt von Pater Rajakumar.

Mit Hilfe zahlreicher Spenden konnte der Wiederaufbau erfolgen.

Pater Rajakumar bedankt sich nochmal ganz herzlich bei allen Spendern.

23.12.19


Pater Rajakumar Mathias dankt für die Unterstützung

 

Gaja ist ein Name, der für Zerstörung steht

Der Wirbelsturm rührte auch Olfener

 

Pater Rajakumar Mathias (40) war erschüttert, als er von der Naturkatastrophe in seiner Heimat erfuhr. Gaja, ein tropischer Wirbelsturm oder auch Zyklon, war im November über den Osten des Landes hinweggefegt und hat eine Spur der Zerstörung hinterlassen: Tote, Verletzte und Obdachlose. Fast 30.000 Strommasten hat Gaja wie Streichhölzer umgeknickt und 100.000 Bäume entwurzelt. Mitten im Katastrophengebiet: das Heimatdorf des katholischen Seelsorgers. Dass Pater Rajakumar, der seit August Pfarrverwalter von St. Vitus ist, eine besondere Verbundenheit hat mit der Unglücksregion, hatte sich in Olfen schnell herumgesprochen.

Die Menschen reagierten – nicht nur mit aufmerksamen Fragen nach dem Befinden der Angehörigen, die zum Glück unversehrt geblieben waren.

Die Gemeindemitglieder spendeten auch: 5.000 Euro. „Großartig“, findet Pater Rajakumar.

Denn er weiß, wie dringend das Geld gebraucht wurde – aus eigener Anschauung.

Im Juli 2019 war der indische Ordensgeistliche nach Hause geflogen.

 

Hilfe beim Aufbau

Er konnte sich überzeugen, wie die Spenden beim Aufbau halfen. Seine Ordensbrüder und –schwestern des Ordens des Heiligen Franz von Sales hatten vor Ort Projekte angestoßen und begleitet, „Natürlich nicht nur für Christen“, wie Rajakumar betont. Die seien in der Region ohnehin in der Minderheit.

„Ich kann allen Spenden nur danken“, so Pater Rajakumar. 


Sa, 08.12.18 - Kollekte am 2. Advent für die Sturmopfer in Südindien.

An dieser Stelle möchte Pater Rajakumar gerne über seine Heimat berichten:

Am 16. November wütete ein schwerer Zyklonsturm, Gaja, über dem südwestlichen Golf von Bengalen vor der indischen Küste

Der Wirbelsturm war am Freitag auf Land getroffen und richtete mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h verheerende Schäden in meiner Heimat, Provinz Tamilnadu an.

177.500 Menschen, deren Häuser zerstört wurden, flohen vor dem Wirbelsturm und sind nun in mehreren Notlägern untergebracht.

"Gaja" hat überdies tausende Bäume entwurzelt und zahlreiche Nutztiere getötet. Zudem hat der Sturm auch tausende Hektar Kokosnuss- und Bananenkulturen sowie Nahrungspflanzen beschädigt. Die Schäden an den Häusern sind sehr groß und viele Landwirte haben keine Einnahmequellen mehr..

Er verursachte übermäßige Schäden an Ernten und Eigentum und zerstörte die Elektrizität, Telekommunikation sowie Straßenverbindungen in den Gebieten.

In meiner Ordensprovinz, (Süd-Ost Indien (Tamilnadu), MSFS) haben Mitbrüder einen Ausschuss gebildet, der die Hilfsmaßnahmen und den Wiederaufbau organisiert. Am 2. Advent wird die Kollekte in unseren Gottesdiensten zu Gunsten der Wiederaufbauhilfe meines Ordens gehalten.

30.11.18 - Pater Rajakumar