Liebe Schwestern, liebe Brüder,
erneut haben wir uns heute aufgemacht, um zu diesem Heiligen Kreuz nach Haltern zu pilgern. St. Vitus macht sich auf den Weg. Seit etlichen Jahrzehnten, seit
Jahrhunderten machen sich Gläubige auf den Weg nach Haltern.
In der Pfarrchronik berichtet Pfarrer Dirking, dass bereits vor 1750 die Wallfahrt nach Haltern ging. In den Jahren danach allerdings als Doppelwallfahrt zunächst
zum Annaberg, dann über das Heilige Kreuz in St. Sixtus zurück nach Olfen.
Wegen zu geringer Ordnung und Andacht, aber auch wegen des langen Weges in der armseligen Zeit nach dem 7jährigen Krieg beantragte der damalige Pfarrer Nahrichter
1770 eine Veränderung der Wallfahrt hin zur Kapelle auf der Lehmhegge. Diese Wallfahrt – deutlich kürzer – wird bis 1825 so stattgefunden haben, da die Wallfahrt in dem Jahr in die
Pfarrkirche verlegt wurde. Die Kapelle selbst wurde schließlich 1828 abgebrochen. „Es ist anzunehmen“, so schreibt Pfarrer Dirking, „dass bald darauf die neue Wallfahrt zum Heil. Kreuz in Haltern
aufkam.“ (Pfarrchronik S. 41).
Wir sind somit in einer guten und langen Tradition. Bereits vor über 270 Jahren gingen Gläubige aus St. Vitus nach Haltern zum Heiligen Kreuz, seit 1828, also
seit 194 Jahren, ist zu vermuten, pilgern wir Jahr für Jahr hierher.
Eine lange Tradition. Was Traditionen bewirken, wie gut Traditionen tun, konnten wir in der vergangenen Woche und den zwei Wochen davor gut sehen.
Eine Monarchin ist gestorben. Eine ganzes Volk, ein ganzer Staat, ja irgendwie auch die ganze Welt hat um diese Frau getrauert: Queen Elizabeth II., die nach
einer noch nie da gewesenen und vielleicht sogar nie wieder kommenden Zeit von 70 Jahren Regentschaft mit 96 Jahren gestorben ist. Eine Jahrhundert-Frau. Als sie gekrönt wurde, waren meine Eltern
noch nicht mal am Arbeiten, sie gingen noch zur Schule..
Nach ihrem Tod hat sich ein Mechanismus in Gang gesetzt, mit vielen Traditionen. Und dabei wurde sofort auch der neue Monarch eingeführt: König Charles
III.
Bei dessen Proklamation sprach der anglikanische Erzbischof von Canterbury:
"Traditions give us enormous continuity. They hold us at moments like this. There is no
uncertainty. Everything moves as it should move and that is a good thing at a time like this."
„Traditionen geben uns eine enorme Kontinuität. Sie halten uns in Momenten wie diesen. Es gibt keine Unsicherheiten. Alles läuft so, wie es laufen soll, und das
ist in Zeiten wie diesen auch gut so."
Nicht nur in Zeiten von Trauer geben Traditionen Halt und Sicherheit. Wir erleben unsere Welt in einer nun schon länger dauernden Krise bzw. in aufeinander
folgenden Krisen: Corona, Krieg, Energie, steigende Preise.
Da tut es gut zu wissen, dass uns unsere Traditionen Halt geben können. Doch Traditionen brauchen immer auch Vergewisserung im heutigen Leben: Gibt uns die
Tradition noch Halt? Braucht es eine Verheutigung?
In London ist dies an einigen Stellen angeklungen, dass es Veränderungen geben kann und wird. So waren zum Verabschiedungsgottesdienst von Queen Elizabeth zu den
Fürbitten auch andere Konfessionen – sogar ein katholischer Kardinal – beteiligt.
Auch unsere Wallfahrt hat immer wieder Veränderungen erlebt: Zuletzt mit den neuen Zeiten, dass wir am Nachmittag in Haltern die Messe feiern und Familien mit
einem kürzeren Weg besonders angesprochen sind.
Aber, eine Wallfahrt ist natürlich nicht nur Tradition. Es ist mehr. Und dieses Mehr feiern wir hier. Wir versammeln uns zu Gebet, zum Teilen von Brot und Wein,
zur Verehrung dieses Heiligen Kreuzes, an dem wir nun die Wallfahrtskerze entzünden.
Wir überlassen unser Gebet Christus, symbolisiert durch die Kerze vor dem Kreuz. Er nimmt sich unser an, er spricht uns immer wieder neu an: durch seinen Blick
vom Kreuz hinab auf die Gläubigen, die zu ihm kommen.
Er schenkt uns immer wieder neu von seiner Quelle, seinem lebendigen Wasser. Durch die Taufe sind wir mit ihm durch das Taufwasser auf ewig verbunden. Und so
begleitet er uns durchs Leben. Darauf können wir vertrauen.
So darf ich euch bitten, dass ihr – wenn ihr mögt – euch mit dem Wasser der Taufe bekreuzigt, wenn ihr nun zum Kreuz tretet.
Das Kreuzzeichen weist aber eben auch über uns hinaus: nach oben und nach unten, nach links und
rechts.
Es weist zu Gott und der Welt und zu allen Schwestern und Brüdern in der Welt. Über alle Zeiten
hindurch geht die Verbundenheit, es weist nach vorne in die Zukunft, es weist zurück in die Vergangenheit, in die Vergangenheit auch unserer Familien aus St. Vitus, die schon seit Jahrhunderten
nach Haltern gepilgert sind.
Es weist zurück auf unsere Taufe. Denn mit Wasser und dem Heiligen Geist sind wir getauft in
seinem Namen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Ihr lieben Schwestern und auch liebe Brüder
So heißt es Sonntag für Sonntag wieder,
doch heute kommt was anderes mit
es ist dabei, der Karneval, der VKK, der KITT.
Doch fragt sich mancher: „Muss das sein?
Corona kriegt doch alles klein!“
Doch wir lassen uns nicht unterkriegen,
denn auch Corona werden wir einmal besiegen!
Und so grüß ich euch alle ganz schlau
Mit einem lauten Olfen HELAU.
Dies Evangelium mit Jesus von heute,
habt ihr schon öfter gehört, liebe Leute.
Ich selbst darf das dritte Mal gereimt dazu sprechen,
ich finde es immer noch toll, nicht zum Erbrechen.
Vor sechs Jahren durfte ich´s tun,
ich will euch erinnern nun.
Ich durfte ums Evangelium mich ringen,
predigen, sprechen und auch singen
Und dann die Hände zum Himmel:
Ich will es - werde rein!
Ich will es – werde rein!
Das mussten die Worte von Jesus sein.
Die Botschaft so gekommen bei euch ins Ohr.
Doch vor drei Jahren ging ich anders vor.
Wieder hatte ich die Predigt an Karneval,
da sprach ich dann jedes Mal:
Man könnte das wie ich einfach sagen,
oder singend ins Gedächtnis tragen:
Kommt sagt es allen weiter!
Ruft es in jedes Haus hinein.
Gott will es, werde rein,
das könnt die Botschaft sein.
Die der Geheilte schnell will weiter tragen,
im Vertrauen will alles sagen.
Heute will ich etwas beachten,
an Verbindungen ich dachte.
Wie wird der Geheilte heil sein?
Es ist Jesus, der muss es sein.
Er spürt es, der ist der Mann, der Sohn,
der ist direkt verbunden mit Gott und seinem Thron.
Er hat eine Verbindung gespürt,
die öffnet die Heilungstür.
Eine Verbindung haben wir Christen zu Gott,
er wird immer helfen aus aller Not.
Stark verbunden sind die Heiligen alle,
sie wohnen bei Gott, singen mit Schalle.
Verbunden mit Gott taten sie leben,
waren christlich – nicht mal nur eben.
Die Heiligen können uns helfen, sie können uns zeigen,
dass von Gott braucht man nicht zu schweigen.
Wir mit der Heil‘gen Hilfe brauchen uns nicht verstecken:
Sie helfen auch uns zu Hause und an allen Ecken.
Man könnte das wie ich einfach sagen,
oder singend ins Gedächtnis tragen:
Helft uns in diesem Erdental,
dass wir durch Gottes Gnad und Wahl
zum Himmel kommen allzumal.
So heißt es in dem alten Lied,
das gerne ich singe mit.
Die Heiligen sind Mittler, für uns alle,
wir dürfen sie bitten, viele viele Male.
Ihr kennt sie, unsre Patrone, die Schelme,
Vitus, Katharina, Maria, Wolfhelme.
Doch ist sie noch heiliger, unsere Stadt,
wenn man nur richtig drauf gibt Acht.
Da gibt es Straßen, die nach Heiligen benannt sollten sein:
Die von Kardinal von Galen und von Edith Stein.
Aber in diesem Viertel noch nicht alle von mir benannt sind:
Da gibt noch Bonhoeffer und auch Pfarrer Niewind.
Okay, beide sind nicht heilig gesprochen,
aber man wird sie noch kennen in Jahren und Wochen.
Ob ihres Tuns und Wirkens, dem christlichen guten,
denn das gehörte klar zu ihren Lebensrouten.
Neben dem Leohause ist ein Weg, ein kleine:
der gehört Kolping, dem Gesellen-Vereiner.
Ihr seht, liebe Leute, klein und groß,
Olfen ist heilig, fast wie in Gottes Schoß.
Man könnte das wie ich einfach sagen,
oder singend ins Gedächtnis tragen:
Helft uns in diesem Erdental,
dass wir durch Gottes Gnad und Wahl
zum Himmel kommen allzumal.
Von einer muss ich heut noch erzählen,
sie muss ich einfach auch erwähnen.
Auch wenn sie nicht zu finden in Olfen,
hat sie bestimmt schon vielen geholfen.
Sie ist schon alt, doch kam neu zu Ruhm,
ich kannte sie nicht, brauchte sie nicht für mein Tun.
Sie tat vor 1800 Jahren leben,
das ist lang her, nicht grad eben.
Sie ist gegangen in den Tod, die Märtyrerin,
kam so in den Himmel rin.
Sie ist zuständig für Seuchen, das ist gut,
nimmt die Pandemie mit unter ihren Diensthut.
Von der Heiligen Corona tu ich grad sprechen,
sie nutzt die Verbindung zu Gott, die Pandemie zu brechen!
So kann sie sein, unsere Verbindung zu Gott,
von ihm begleitet im Leben, auch in der Not.
So werden wir mit Gott sicher siegen
die Pandemie mit der Heiligen Hilfe bekriegen.
Dann kommt auch zurück die Verbindungen zueinander:
Das Grüßen, Umarmen, Singen und Tanzen miteinander.
Auf dem Weg brauchen wir weiter Maske, Abstand und viel Ruh
das ist klar, das gehört zu unserm Leben dazu.
Bald kommt dann für uns alle die Spritze,
das wird helfen. Ich freu mich. Spitze!
Bis dahin aber, bleiben wir leise, alle
dürfen nicht singen, nicht mit Schalle.
Daher ändere ich den Text ein wenig nun,
damit wir etwas gemeinsam können tun.
Man könnte das wie ich einfach sagen,
oder gemeinsam SUMMEND ins Gedächtnis tragen:
Helft uns in diesem Erdental,
dass wir durch Gottes Gnad und Wahl
zum Himmel kommen allzumal.
Und nun bleibt mir eines noch zu sagen,
ich will es tun, ich muss es wagen,
Ihr wisst, was nun kommt, sicher ganz genau:
ein dreifaches Olfen Helau, St. Vitus helau, St. Marien helau.
Predigt am Sonntag, 9. Februar 2020 (5. Sonntag im Jahreskreis A)
Liebe Schwestern und Brüder,
eine erschreckende Woche ist zu Ende gegangen, eine neue beginnt.
Aus meiner Sicht erschreckend durch Ereignisse der deutschen Politik, die sich auch in unserer Stadt zeigen.
Am Mittwoch stand nach mehrmonatigen Verhandlungen, Gesprächen und Sondierungen die Wahl des neuen Ministerpräsidenten in Thüringen an. Sie werden es in den Nachrichten und Zeitungen verfolgt
haben. Demokratisch wurde ein neuer Ministerpräsidenten im Freistaat gewählt. Mit einer Stimme mehr als sein Gegenkandidat, der bisherige Ministerpräsident.
Nun ist erstmal nichts dagegen zu sagen, der mit den meisten Stimmen gewinnt nun mal. Im dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit
In ihrer nun 70jährigen Geschichte ist aber nun in der Bundesrepublik Deutschland erstmals ein Ministerpräsident gewählt, der zum einen von einer Partei stammt, die nur gerade eben den Einzug ins
Parlament geschafft hat, und der mit Stimmen einer rechten Partei gewählt wurde, die menschenverachtend, fremdenfeindlich und geschichtsverharmlosend auftritt. Diese Partei, die nun scheinbar als
normale Mehrheitsbringerpartei gesehen wurde und wird. Diese Partei, die vertreten durch ihren Fraktionsvorsitzenden dem neugewählten Ministerpräsidenten in einer Pose gratuliert, die nicht
nur mich stark an die Pose Adolf Hitlers zu Reichspräsident Hindenburg am „Tag von Potsdam“ im März 1933 erinnern ließ.
Das hat mich erschrocken, das erschreckt mich noch immer. Man kann zur Linken stehen, wie man will, aber ich kann nicht verstehen, dass man nur um das eine zu verhindern, das zulässt, was offen
gegen Menschen ist.
Aber mittlerweile ist ja auch dieser Ministerpräsident schon fast Geschichte, nicht mal 24 Stunden nach seiner Wahl hat er am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt, und am Samstag endlich
ausgeführt.
Lust auf Politik, Lust auf Wählen gehen macht das sicherlich nicht so vielen Leuten. Aber gerade nun ist es wichtig, damit eben nicht menschenverachtende, fremdenfeindliche und
geschichtsverharmlosende Parteien Mehrheiten bekommen.
Freitagabend fand der Neujahrsempfang dieser Partei in Münster statt. 4000, nach Angaben der Veranstalter 8000 Menschen haben auf dem Prinzipalmarkt vor dem Rathaus des Friedens für Freiheit und
Frieden demonstriert. Beim Gebet vor der Demonstration hat Münsters Stadtdechant Jörg Hagemann seine Worte vom vergangenen Jahr, als ebenfalls ein Gebet die Demo gegen den Neujahrsempfang
gestartet hat, wiederholt: „Wir beten hier wieder einmal um Frieden, weil wir nicht still sein können, wenn der Hass wieder alltäglich wird.“
(https://www.stadtdekanat-muenster.de/fileadmin/user_upload/kreisdekanate/muenster/Downloads/2020/2020-02-07_Predigt_Stadtdechant_Hagemann.pdf)
Nun zu unserer Stadt. Eine Gastwirtschaft bei uns wird anonym angefeindet, weil sie einem Stammtisch dieser Partei Raum geben will. Auch hier bei uns gibt es diese Partei, auch hier bei uns gibt
es Sympathisanten und Wähler dieser Partei. Bei der Bundestagswahl 2017 kam die Partei auf erschreckende 9,6 % der Stimmen (Anmerkung: 787 Wähler bei 8201 gültig abgegebenen Stimmen).
Dieser Partei Raum zu geben, kann ich nicht gut heißen, allerdings anonym und drohend den Gastwirten gegenüber zu treten, kann ich auch nicht gut heißen. Denn wenn Menschen bedroht werden,
Existenzen so aufs Spiel gesetzt werden, kann ein Miteinander in einer Stadt, in einer Gesellschaft nicht funktionieren.
Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium konnten wir hören, was Jesus von uns als Kirche fordert: Dass wir uns mit unseren Fähigkeiten, unseren Möglichkeiten nicht verstecken, sondern zeigen und einbringen sollen, denn
unser Licht soll leuchten vor den Menschen. Aber unser Licht leuchtet nicht immer, unsere Frohe Botschaft ist oft verdunkelt, wofür es sicher Gründe gibt: Sexueller Missbrauch, Finanzskandal,
Machtmissbrauch……
Jesus möchte aber trotz aller Skandale von uns, dass wir unser Licht – sein Licht – in Wort und Tat nicht unter den Scheffel, nicht unter ein Gefäß stellen, sondern zeigen sollen.
„… damit sie eure guten Taten sehen“ (Mt 5,16): Licht bringen im Handeln.
Und gerade hier, im Einsatz für andere erfährt unsere oft zu Recht kritisierte Kirche die größte Akzeptanz und Anerkennung. Und damit ist die Kirche auch nah dran an der heutigen Lesung aus
dem Buch Jesaja. Da fordert der Prophet das Volk Gottes auf, mit den Hungrigen das Brot zu teilen, obdachlose Arme aufzunehmen, Nackte zu bekleiden und jede Form von Unterjochung zu beenden. Hier
können wir als Kirche viel Gutes anführen:
in Krankenhäusern und Seniorenheimen, in Tafeln, Suppenküchen und Kleiderkammern, in der Trauer- und Hospizarbeit und im vielfältige Einsatz für die Menschen am Rand der Gesellschaft. Dieses
Engagement von Christen wird anerkannt und gewürdigt. Und genau das ist es, was wir nun brauchen, wenn der Hass unter den Menschen wieder alltäglich wird.
All der Einsatz der Kirche ist aber immer auch eine Aufforderung, unsere eigenen Möglichkeiten auszuloten:
Was kann ich persönlich tun? Wo kann ich gegen Unrecht etwas tun? Wo kann ich Bedürftigen helfen? Wo kann ich mich meine Stimme erheben, wenn Menschen angegriffen werden? Wo kann ich
mich gegen Hass in der Gesellschaft einsetzen?
Mit Blick auf die Entwicklungen in unserer Gesellschaft, in unserer Politik und Kirche möchte ich mit einem Gebet enden. Es ist ein Gebet für Europa von Carlo Maria Martini, dem langjährigen
Kardinal und Erzbischof von Mailand und Vorsitzender der europäischen Bischofskonferenz, gestorben 2012.
Am kommenden Freitag feiern wir den Gedenktag der Heiligen Cyrill und Methodius, die seit 1980 als Patrone Europas gelten.
Beten wir für Europa, aber auch für unser Land als Teil der europäischen Gemeinschaft, beten wir, dass das Erschrecken in dieser Woche nur ein einmaliges Erschrecken war und viele Politiker und
Bürger in unserem Land wachgerüttelt hat.
Beten wir um Frieden, weil nicht still sein können, wenn der Hass wieder alltäglich wird:
Vater der Menschheit,
Herr der Geschichte!
Sieh auf diesen Kontinent,
dem du die Philosophen, die Gesetzgeber und die Weisen gesandt hast,
Vorläufer des Glaubens an deinen Sohn,
der gestorben und wieder auferstanden ist.
Sieh auf diese Völker, denen das Evangelium verkündet wurde,
durch Petrus und durch Paulus,
durch die Propheten,
durch die Mönche und die Heiligen.
Sieh auf diese Regionen,
getränkt mit dem Blut der Märtyrer,
berührt durch die Stimme der Reformatoren.
Sieh auf diese Völker, durch vielerlei Bande miteinander verbunden,
und getrennt durch den Hass und den Krieg.
Gib, dass wir uns einsetzen
für ein Europa des Geistes,
das nicht nur auf wirtschaftlichen Verträgen gegründet ist,
sondern auch auf menschlichen und ewigen Werten:
Ein Europa, fähig zur Versöhnung,
zwischen Völkern und Kirchen,
bereit um den Fremden aufzunehmen,
respektvoll gegenüber jedweder Würde.
Gib, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen,
jenes Bündnis zwischen den Völkern zu unterstützen und zu fördern,
durch das allen Kontinenten zuteil werden soll
die Gerechtigkeit und das Brot,
die Freiheit und der Friede.
AMEN
(Gebet von Carlo Maria Kardinal Martini (1927–2012)